Hüftgelenksdysplasie (HD)

Hüftgelenksdysplasie (HD)

Die Hüftgelenksdysplasie (HD) ist eine Fehlentwicklung des Hüftgelenkes. Obwohl alle Hunderassen betroffen sind, wird dieses Krankheitsbild besonders bei großwüchsigen Rassen häufiger diagnostiziert. Die Hyftgelenksdysplasie ist in großen Teilen genetisch bedingt, aber auch falsche Ernährung und Haltung können die Krankheit begünstigen.

Symptome:
Je nach Alter bzw. Stadium der HD, variieren die klinischen Symptome. Die Schmerzen bei relativ jungen Hunden (im Alter von 1/2 bis 1 Jahr) kommen, weil der Oberschenkelkopf in der Hüftgelenkspfanne nur ungenügenden Halt findet und durch seine abnorme Beweglichkeit schmerzregistrierende Nervenfasern der Knochenhaut des Pfannenrandes gereizt werden.
Ältere Hunde haben Schmerzen eher infolge fortschreitender Arthrosen des Hüftgelenkes.
Zu Beginn einer HD, treten meist folgende Symptome auf:
zunehmenden Schmerzen bei Spaziergängen
der Hund will nicht mehr weit laufen
setzt sich öfter hin
schreit beim Spielen gelegentlich auf
und zeigt einen instabilen Gang

Diagnose:
Diagnostisch muss eine Hüftgelenksdysplasie von anderen Störungen des Skelettsystems abgegrenzt werden. In den meisten Fällen wird vom Tierarzt der sogenannte Ortolani-Test durchgeführt. Dieser wird aber nicht weiter beschrieben, da einige immer sehr Experimentierfreudig sind.
Das Röntgen und das Auswerten dieser Aufnahmen gibt weiterhin Aufschluss über vorhandene HD und dessen Schweregrad. Als Auswertekriterium dienst der Norberg-Winkel. Der Norberg-Winkel ist als Winkel definiert, der zwischen der Verbindungslinie der Zentren der beiden Oberschenkelköpfe und dem vorderen Pfannenrand abgetragen wird, wie im Bild zu sehen (Hueftgelenksdysplasie bei einem Rottweiler, Anwendung des Norberg-Winkels, beidseitig geringer als 105°; Author: Kalumet).


Bei einem HD freien Tier, sollte der Wert bei 105° liegen (gelbe Linie). Weitere Beurteilungskriterien sind die Kongruenz von Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne, die Weite des Gelenkspaltes, die Pfannenkontur, die Kontur des Oberschenkelkopfes sowie das Vorhandensein von Hinweisen auf arthrotische Prozesse wie walzenförmige Verdickungen des Oberschenkelhalses, Randwülste an der Gelenkpfanne, unter dem Knorpel befindliche Verdichtungen der Knochensubstanz im Pfannenbereich und die Einlagerung von Knochenmaterial am Ansatz der Gelenkkapsel.

Schweregrade:
HD wird in folgende Schweregrade eingeteilt
A HD-Frei
In jeder Hinsicht unauffällige Gelenke, Norberg-Winkel 105° oder mehr. Manchmal noch A1 wenn der Pfannenrand den Oberschenkelknochen noch weiter umgreift.

B HD-Verdacht
Schenkelkopf oder Pfannendach sind leicht ungleichmäßig und der Norberg-Winkel beträgt 105° (oder mehr), oder Norberg-Winkel kleiner als 105° aber gleichförmiger Schenkelkopf und Pfannendach.

C Leichte HD
Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne sind ungleichmäßig, Norberg-Winkel 100° oder kleiner. Eventuell leichte arthrotische Veränderungen.

D Mittlere HD
Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne sind deutlich ungleichmäßig mit Teilverrenkungen. Norberg-Winkel größer 90°. Es kommt zu arthrotischen Veränderungen und/oder Veränderungen des Pfannenrandes.

E Schwere HD
Auffällige Veränderungen an den Hüftgelenken (beispielsweise Teilverrenkungen), Norberg-Winkel unter 90°, der Pfannenrand ist deutlich abgeflacht. Es kommt zu verschiedenen arthrotischen Veränderungen.

Desweiteren wird noch bei den Graden A-D in A1 und A2, B1 und B2, C1 und C2 sowie D1 und D2 eingeteilt.

Behandlung:
Eine Behandlung von HD ist nicht möglich. Es können lediglich die klinischen Symptome behandelt werden.
Dem Hund kann bei rechtzeitiger Diagnose und richtigem Umgang mit der Krankheit ein normales Leben ermöglichen.
Behandlungsmöglichkeiten:
– Medikamentöse Therapie mit entzündungshemmenden und schmerzstillenden Medikamenten
– PIN-Operation (eine sehr effektive Schmerztherapie, deren Wirkung mehrere Jahre anhält)
– Kapselraffung
– Osteotomie des Beckens
– Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenkes (sehr kostenintensive Behandlung)
– Femurkopfresektion (Häufig bleibt durch diese Behandlungsmethode jedoch eine dauerhafte Funktionsstörung zurück)
– Einsetzen von einem oder mehreren Goldstiften in die Muskulatur an Akupunkturpunkten (Wirksamkeit ist nicht belegt)

Vorbeugung
Eine Verhinderung des Fortschreitens kann durch richtige Ernährung und nicht zu viel Sport – vor allem durch wenig Belastung und das Vermeiden von Stauchen und Überdehnen des Hüftgelenkes – erreicht werden. Eine Physiotherapie kann durch den gezielten Aufbau der Becken- und Oberschenkelmuskulatur das Hüftgelenk entlasten. Die Zugabe von knorpelaufbauenden Zusatzfuttermitteln ist ebenfalls möglich.

Zur Vermeidung der Weitervererbung der Fehlbildung ist bei den meisten Hundezuchtverbänden eine Bescheinigung der HD-Freiheit zur Zuchtzulassung erforderlich. Aber auch die Paarung aus HD-freien Elterntieren bietet keine Garantie, dass die Nachkommen HD-frei sind. Viele Zuchtverbände wenden bei der Selektion auch eine Zuchtwertschätzung an.